TESTBERICHTE

Una macchina merivigliosa

Die Giulia Quadrifoglio Verde von Alfa Romeo im Alltagstest: Viersitzige klassische Limousine mit Heckantrieb – Starker V6-Motor von Maserati. Ein wunderbares Auto (italienisch: „una macchina merivigliosa“) sollte sie nach dem Willen von FCA-Chef Sergio Marchionne werden, musste sie werden, die neue Giulia. Denn von ihrem Erfolg würde die Wiedergeburt der  ruhmreichen Marke Alfa Romeo abhängen, die bis vor zwei Jahren ebenso wie Lancia im Niemandsland der Zulassungsstatistik herumdümpelte. Lancia ist inzwischen vom Weltmarkt verschwunden, Alfa nicht.
Von Bernd-Wilfried Kießler

 Wie sie aussieht: Mit dem dreiteiligen Kühlergrill zweifellos auf den ersten Blick wie ein echter Alfa! In den mittleren herzförmigen Lufteinlass wurde ein silbriges V eingefügt, das natürlich für Victoria (ital. „Sieg“) steht. Noch mehr Kraft strahlt das Heck mit vier Auspuffenden, Diffusor dazwischen sowie Spoiler auf der Gepäckraumklappe aus. Das grüne Kleeblatt unmittelbar vor der Fahrertür als Glücksbringer erinnert seit 1923 an die Alfa-Rennsiege zwischen den Weltkriegen.Die Giulia wirkt größer, als das Maßband sagt: Man würde ihr glatt 4,80 Meter geben, sie misst aber nur 4,64 Meter.

 Was sie kann: Es gibt die Giulia mit bürgerlichen Motorisierungen, etwa als 2,2-Liter-Diesel mit 136 PS/100 kW oder als Zweiliter-Benziner mit 200 PS/147 kW. In unserem Testwagen haben die Italiener allerdings alles versammelt, was ihnen an  Motorenbaukunst zu Verfügung steht. Den V6-Motor mit 2,9 Litern Hubraum, der von zwei Turboladern befeuert wird, stammt von Ferrari und wird bei der Schwestermarke Maserati gefertigt.
Wer es in einer Zeit, da uns eine fahrerlose Beförderung in geräuschlos stromernden Kabinen vorhergesagt wird, noch einmal zum Abschied vom herkömmlichen automobilen Zeitalter richtig krachen lassen will, sitzt in dieser Giulia mit 510 Pferdestärken richtig. Man könnte damit manchen Porsche, der eine sechsstellige Summe kostet, beim Ampelstart versägen, wäre dieser nicht völlig aus der Mode gekommen, da Kohlendioxid, Feinstaub und Stickoxide unsere Lungen bedrohen. Aber man kann das Auto auch ganz zivil im Alltag bewegen, wenn man nicht gerade die Race-Taste drückt.

 Wie’s innen zugeht: So, wie man es sich in einem Auto dieser Art vorstellt – schwarzes Leder und ebensolche Kunststoffe, rot vernäht, dazu einige Intarsien in Karbonmuster. So sehen auch die beiden Vordersitze von hinten aus. Unser Testwagen war als Viersitzer ausgelegt – im Fond können sich zwei Erwachsene räkeln. Nach Art klassischer Limousinen lässt sich der 480 Liter fassende Gepäckraum nicht vergrößern. Dessen Ladekante maßen wir in 68 Zentimetern Höhe über der Fahrbahn. Eine Besonderheit an den Armaturen: Der rote Startknopf für den Motor ist am Lenkrad angeordnet.

 Was sie kostet und verbraucht: Verglichen mit den erwähnten Porsches, aber auch mit Donnerbolzen vom Schlage eines Nissan GT-R (ab 99 900 Euro) ist diese Giulia für 75 150 Euro ein Sonderangebot. Wer lieber selbst in sechs Gängen rühren und die Übersetzungen nicht einer achtstufigen Automatik überlassen will, zahlt sogar 2350 Euro weniger.

Als Testverbrauch nach zwei Wochen in alltäglicher Fahrweise ermittelten wir 10,3 Liter Benzin.

Aus unserem Testtagebuch: Italien ist ein warmes Land, vielleicht haben sich die Alfa-Ingenieure gedacht, dass es in einem solchen Schlitten sowieso heiß hergeht. Jedenfalls fehlten in unserem Testwagen die Schalter für die Beheizung der vorderen Ledersitze.

Autogramm
Alfa Romeo Giulia 2.9 V6 Bi-Turbo Automatik Quadrifoglio Verde

Typ: Limousine; Preis: 75 150 Euro; Länge: 4,64 Meter; Breite: 1,86 Meter; Höhe: 1,44 Meter; Radstand: 2,82 Meter; Leergewicht: 1695 Kilogramm; Zuladung: 455 Kilogramm; Gepäckraum: 480 Liter; Sitze: vier; Motor: Otto-V6; Hubraum: 2891 Kubikzentimeter; Leistung: 510 PS/375 kW bei 6500 U/min; Drehmoment: 600 Newtonmeter bei 2500-5000 U/min; Getriebe: Achtstufen-Automatik; Spitze: 307 km/h; 0 auf 100 km/h: 3,9 Sekunden; Normverbrauch: 8,5 Liter Benzin; CO2-Ausstoß: 198 Gramm/km; Testverbrauch: 10,3 Liter.